Interview Georg Müller, Vorsitzender des Kulturausschusses, über die holprige Vergabe des Nordhäuser Rolandsfestes und eine erneute Strukturveränderung im Rathaus
Die jüngste Ausschreibung für das Rolandsfest verlief sehr holprig. Ging da alles mit rechten Dingen zu?
Formal ja. Wir hatten eine offene Ausschreibung, auf die sich niemand gemeldet hat, weil die Stadt alles Risiko an den Betreiber abschieben wollte. Es folgte eine zweite, aber beschränkt auf vier Firmen. Dabei wurde zum Beispiel das Studio 4 ausgeschlossen. Das hätte sich wohl unter den neuen Bedingungen beworben. Das Ganze ist sehr unglücklich. Leider wird man das Gefühl nicht los, dass hier über eine Ausschreibung bestimmte Vorentscheidungen gelenkt werden. Das ganze Ausschreibungsprozedere gefiel mir nicht. Man spürte die Sympathie für einen Kandidaten. Solche Klientelpolitik, eine Selektion über Ausschreibungen, nehmen die Bürger übel.
Der Kulturausschuss, dem Sie vorsitzen, hat mit 4:3 Stimmen für die Wippertaler Getränke GmbH und gegen Sven-Bolko Hecks Agentur gestimmt. Ist das die Entscheidung?
Nein, nun muss der Hauptausschuss entscheiden. Um den Anschein zu vermeiden, hier werde etwas gedreht, wäre ich sogar dafür, dass der Stadtrat künftig solche Sachen, die die Außenwirkung der Stadt betreffen, an sich zieht. Dann befindet ein breites Gremium darüber. Ich bin aber, auch wenn wir schließlich einen Ausrichter haben, noch nicht überzeugt, dass dann alles seinen Gang geht. Die Stadt wird jetzt doch 40 000 bis 45 000 Euro selbst über Sponsoren finanzieren müssen, plus den Festumzug zum 1090-jährigen Stadt-Jubiläum. Was, wenn sich nicht genug Sponsoren finden? Der Vertrag mit dem Ausrichter aber gemacht ist? Ich will gar nicht schwarz malen, aber die Frage aufwerfen, warum nicht einmal vergeben wird mit einer klaren Summe, die dem Ausrichter zur Verfügung steht. So sollte es 2017 sein. Und dann sollten wir vor allem gleich zu Jahresbeginn starten, um nicht wieder in solche Zeit- und Entscheidungsnot zu geraten.
Beim Adventsmarkt ist das Ausschreibungsverfahren ja ähnlich chaotisch verlaufen.
Und was ist das Ergebnis? Wir haben jetzt zweieinhalb Weihnachtsmärkte, einer auf dem Bebelplatz. Und kein Händler der Stadt hat etwas davon.
Parallel baut die Stadt gerade ihre Struktur im Kulturbereich um . . .
. . . was ich für nicht sinnvoll halte. Der Kulturbereich wird zerrissen zwischen dem Bereich der Bürgermeisterin und dem Amt für Zukunftsfragen. Alle hauptamtliche Kultur bleibt bei
Jutta Krauth, alles andere – darunter die Organisation des Rolandsfest-Programms – geht zu
Martin Juckeland. Die Ressourcen sind schon knapp. Aber diese Strukturveränderung macht es nicht besser.
Thomas Müller / 03.12.16
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